Erst der mächtige Stelvio, benannt nach dem Stilfser Joch. Jetzt, drei Jahre nachdem er als „Concept Car“ in Genf präsentiert worden war, der kompakte Tonale. Dessen Name bezieht sich auf den gleichnamigen Alpen-Pass in der Region zwischen Etsch und Po. Damit hat die höchst emotionale italienische Marke Alfa Romeo beide SUV-Kategorien besetzt. Die Turiner bestätigen damit, 12 Jahre nach der Feier ihres 100. Geburtstages, die These wonach es sich heutzutage kein arrivierter Autobauer mehr leisten kann, auf diesem Gewinn- und Prestigeträchtigen Markt nicht vertreten zu sein.
Alfa Romeo zeigt aber auch, dass man Sportlichkeit, Temperament, ein elegantes Kleid, Sicherheit, Komfort und digitale „State of the art“ sehr wohl in ein SUV stecken kann. Der Tonale, mit dem Alfa Romeo das Zeitalter der Elektrifizierung einläutet, soll dem traditionsreichen Unternehmen nicht nur zu neuem Schwung, sondern auch zu steigenden Absatzzahlen verhelfen. Denn das Verhältnis von Optik und Auftritt, von Fahrspaß und Lifestyle, stand in den jüngeren Jahren in einem betriebswirtschaftlich nicht gerade berauschenden Verhältnis. Das soll sich mit dem 4,53 Meter langen und 1,60 Meter hohen Stelvio-Bruder ändern. Dessen auffälligstes optisches Merkmal sind dreiteilige adaptive Voll-LED-Matrix-Scheinwerfer an der Front, die wie ein Lidstrich einer bellissima italiana wirken.
Der neue Hybridantrieb mit einem Hubraum von 1,5 Litern und 160 PS wurde eigens für den Tonale entwickelt. Zur Markteinführung gibt es auch eine schwächere Version mit 130 PS. Bei Alfa Romeo rechnet man jedoch, dass sich die Mehrheit der Kunden für die stärkere Version entscheiden wird. Gekoppelt ist das Triebwerk mit einem Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe und einem 48-Volt-Elektromotor, der noch einmal 20 PS und 55 Newtonmeter an Drehmoment oben drauf packt. Ein für das nächste Jahr angekündigter Plug-in-Hybrid mit 275 PS und ein klassischer Diesel mit 160 PS sollen das Motorenangebot abrunden. Die 48-Volt-Hybridisierung soll den Normverbrauch um bis zu 20 Prozent senken. Nach Hersteller-Angaben soll die 48-Volt-Hybridisierung den Durst des Kompakt-SUV um bis zu einem Fünftel senken.
Die Italiener propagieren ihr Kompakt-SUV als den Beginn einer neuen Ära bei der emotionalen sportiven Marke auf Stufe zwei des autonomen Fahrens. Dafür haben sie den Begriff „La Metamorfosi“ geprägt, was nach einer Anlehnung an den Begriff der „Tifosi“ aus dem Fußball-Lager klingt. Über der bereits gut ausgestatteten Basisversion „Super“, rangieren die Ausstattungsstufen „Sprint“, „Ti“ und „Veloce“. Mit der weltweit erstmals angebotenen sogenannten Non-Fungible-Token-Technologie (NFT) will Alfa Romeo die individuelle Service- und Kilometer-Geschichte jedes einzelnen Fahrzeugs fälschungssicher dokumentieren.
Verschiedene Fahrmodi wie „Dynamic“, bei dem der Benziner stets seine Arbeit verrichtet oder „neutral“, bei dem sich der Verbrenner bei niedrigem Tempo abschaltet, charakterisieren den Tonale ebenso wie den sparsamsten Fahrmodus „Advanced“. Viel von Alfa-Romeo-Philosophie bleibt dann allerdings nicht mehr übrig. Zu empfehlen sind nach unseren ersten Erfahrungen auf jeden Fall die optionalen Schaltpaddel, mit denen man der mitunter „unten herum“ etwas angestrengt wirkenden Automatik manuelle Hilfeleistung geben kann. Für die vom Alfisti erwartete Alfa-DNA sorgen bei freiem Atmen ein überarbeiteter, eigenständiger Zylinderkopf, Turbolader mit variabler Geometrie, und höhere Einspritzdrücke.
Die Preise beginnt in der 130 PS-Variante mit Basis-Ausstattung bei 35.500 Euro, das Spitzenmodell Veloce kostet mit dem 160-PS-Motor 44.500 Euro. Und in dieser Variante ist der Tonale dann doch wieder was für die richtigen Tifosi.