Die Mittelklasse war bisher eigentlich nicht die Domäne des südkoreanischen Autoherstellers Kia. Da Fahrzeuge dieses Genres vorwiegend von Firmen als Dienstwagen bevorzugt werden, tummeln sich oberhalb der Golfklasse und unterhalb von BMW 7er und Co. in erster Linie Fahrzeuge wie der Volkswagen Passat, Audi A4, Mercedes C-Klasse, BMW 3er und 5er. Den einen oder anderen exotischen Tupfer setzen Derivate Exponate japanischer oder französischer Herkunft. Und dennoch: jetzt schreiben die Südkoreaner ein Stück Geschichte im Segment der fahrbaren Krawattenträger-Untersätze. Ein Stück Geschichte. Ein Deutscher ist daran nicht ganz unschuldig.
Peter Schreyer nämlich gilt als Meister seiner Zunft, als einer der das Unkonventionelle mit dem Alltäglichen auf treffliche Art und Weise verbinden kann. Er war nämlich auch dafür verantwortlich, dass die Südkoreaner ausgerechnet in der Deutschland-Domäne Designpreise einheimsten. Das begehrte Objekt war der Kia Optima, dem Schreyer eine markante Silhouette mit auf den Weg in den Asphaltdschungel gegeben hatte. Jetzt macht Kia mit dem Optima wieder von sich reden Denn mit der Hybrid-Version (kombinierter Verbrennungs- und Elektromotor) will Kia in dieser Klasse Maßstäbe in Preis und Technik setzen. Mit einem selbst entwickelten Antriebs-Aggregat wohl gemerkt.
Dazu hat man den mit reichlich Durst ausgestatteten 2,4-Vierzylinder, der das Weltauto Optima in den USA antreibt, auf zwei Liter „downgesizt“, wie es im mittlerweile (leider) üblichen fach-denglisch heißt. Die 150 Pferdestärken des Benziners ergeben zusammen mit den 40 Elektro-PS jetzt eine Systemleistung von 190 PS. Die Werte, die dabei heraus kommen, lesen sich schon einmal ganz ordentlich: Eine Höchstgeschwindigkeit von 192 km/h, 9,4 Sekunden für den Spurt von Null auf 100. 5,4 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer gibt der Hersteller in Verbindung mit einer Sechsgang-Automatik als Verbrauchs-Mittel an. Das wären in etwa zehn Prozent weniger als beim 136 starken PS-Diesel.
Im Display ist die Verbrauchsanzeige gleich doppelt ab zu lesen. Je nach soeben vorhandener Antriebstechnik. In der Regel fährt der Optima Hybrid fährt elektrisch an. Lediglich bei einem übermäßig forschen Umgang mit dem Gaspedal mischt das Benzin-Aggregat mit. Was danach kommt, ist Sache der E-Fahrweise. Denn der Optima mit den zwei Herzen kann quasi jedem Tempobereich ausschließlich elektrisch fahren. Dabei wird beim so genannten „Segeln“ der Verbrennungsmotor vom Antriebsstrang abgekoppelt. Verbrauch dann also Null komma nix. Auch als noch so versierter Fahrer merkt man allerdings kaum, wer nun gerade das Sagen unter der Haube hat: die 150 Verbrennungs-PS oder die 40 Elektro-Pferde. Um sich dessen zu vergewissern, muss man schon immer mal wieder einen Blick auf den großen Touchscreen-Bildschirm werfen, wo entsprechende optische Aufklärung erfolgt.
Kia hat in den Mittelklasse-Hybriden noch mehr an technischem Fortschritt gesteckt. So wie etwa bei der Frage der Batterien. Die Koreaner (im Verbund mit der Konzernschwester Hyundai) sind nämlich mächtig stolz darauf, der erste Hersteller zu sein, sich der leichtgewichtigen Lithium-Polymer-Batterien als Akkus zu bedienen. Diese sind im Vergleich zu den konventionellen Nickel–Batterien nicht nur ein gutes Stück leichter und kleiner, sie speichern die Leistung auch erheblich länger.
Für 29.900 Euro schickt Kia seinen Mittelklasse-Hightech-Wagen auf die Straße. Der selbst entwickelten Technik traut man dabei offenbar bedingungslos über den Weg. Denn auch für den Optima Hybrid gilt die übliche Siebenjahres-Garantie (alternativ 150.000 Kilometer) des südkoreanischen Autobauers.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun