Volvo schließt seine Premium-Baureihe ab: Nach dem SUV XC90 und der Limousine S90 folgt jetzt die Kombi-Version V90. Unsere Eindrücke und Hintergründe.
Mit dem „Duett“ hatte der schwedische Autobauer im Jahr 1953 seinen ersten „Kombinationskraftwagen“, wie diese Gattung von Fahrzeug-Typen einmal offiziell genannt wurde, vorgestellt. Seitdem wurden weltweit rund sechs Millionen Volvo-Kombis verkauft. Erfolgreichstes Modell war der V70, der es in drei Generationen auf 1,2 Millionen verkaufte Einheiten brachte.
Jetzt komplettiert der skandinavische Autobauer mit dem V90 und dem Anfang des Jahres noch nachgereichten V90 Cross Country nach dem SUV XC90 und der Limousine S90 seine 90er Baureihe. Ein Kombi, der sich an der Produkt-Philosophie des Hauses orientiert: Genügend Laderaum (in der Endstufe mehr als 1.500 Liter) und Variabilität in der praktikablen Innengestaltung des Fahrzeugs (ebener Laderaumboden) durchaus Kombi-Ansprüchen gerecht werdend.
In erster Linie aber ist der V90 ein Produkt der 90er Baureihe und damit ein Premium-Fahrzeug nach eigenem Duktus: kühle nordische Eleganz, kein Firlefanz im Cockpit, viel Holz, angenehme Haptik bei Leder- und Alu-Elementen. Dazu Klarheit und Aufgeräumtheit in den Strukturen. Volvo sieht sich selbst als Premium-Hersteller und das empfindet auch der Insasse so. Dass die hohe Kombi-Akzeptanz der Kundenklientel sich zum Nachteil beim Absatz etwa des SUV-Bestsellers XC60 auswirken könnte, befürchtet man nicht. „Wir haben schon 1.700 Vorbestellungen für den V90“, verkündete Deutschland-Chef Thomas Bauch noch in dieser Woche stolz und fügte hinzu, dass der deutsche Markt „seit langer Zeit nach Schweden der größte Abnehmer für Kombis“ sei.
Der V90 misst sich in Optik und Technik mit der „Upper Class“ dieses Bereichs: Audi A6 Avant, BMW 5er touring oder dem jetzt ebenfalls neu aufgelegten E-Klasse T-Modell aus dem Hause Mercedes-Benz. Obwohl sich über der Zukunft (oder auch dem möglichen vorzeitigen Ende) des Selbstzünders derzeit politisch düstere Wollen zusammenbrauen, setzen die Schweden auch in Zukunft auf eine duale Form des Verbrennungsantriebs: Otto- und Dieselmotoren. Wohl auch, und das ist Volvos derzeit größtes Plus, weil ihnen die neuen chinesischen Herren von Geely in ihre Produktstrategie nicht reinreden, sondern der Entwicklungs-Kompetenz und unternehmerischen Weitsicht der Nordeuropäer vertrauen. Anders, als das jahrelang die große Mutter vom nordamerikanischen Kontinent gemacht hat. Für den Vortrieb sorgen ausschließlich Vierzylinder-Triebwerke aus der neuen Drive-E-Generation des Hauses. Um ehrlich zu sein: Keinen der beiden „Töpfe“ haben wir bei den ersten Fahreindrücken vermisst. Über eine Optionstaste in der Mittelkonsole lässt sich zudem eine sogenannte „Sporteinstellung“ aktivieren. Der stärkste Diesel (allradangetrieben) leistet 235 PS, der leistungsstärkste Benziner, der T6 AWD kommt auf 320 „Pferde“.
Dem neuen V90 ist in seinen Ausstattungs-Versionen Kinetic, Momentum und Inscription einschließlich einer Menge technischer Assistenzsysteme und Allradantriebs kaum ein Wunsch des Kunden fremd. Voraussetzung ist allerdings, dass man keine Scheu beim Zugriff auf das eigene Bankkonto hat. Die offiziellen Preise liegen zwischen der Einstiegsversion ab 42.2450 Euro und der Top-Version ab 60.600 Euro. Mit ein paar Häkchen auf der Zubehörliste lassen sich da aber problemlos noch ein paar Tausender „rausschinden“. Dafür gibt es dann die Gewissheit, einen schicken, praxis-orientierten Lifestyle-Kombi mit hohem Wohlfühlcharakter sein eigen nennen zu dürfen.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun