Normale Autos zu verkaufen, denen man auf den ersten Blick ansieht, in welche Kategorie sie gehören, das ist heutzutage gar nicht mehr so einfach. Denn wer will schon eine kreuzbrave Limousine, einen alltagstauglichen aber langweiligen Kombi, oder einen kleinen, wendigen Kompaktwagen, mit dem man (fast) nichts tun kann, als sich in der Innenstadt dem Shopping-Vergnügen hin zu geben. Nein, zumindest ein wenig „Hip“ müssen Autos heute sein, trendy, einen gewissen Hang zum Auffallen und auch zur Multifunktionalität dürfen sie nicht verleugnen. Diesem Zeitgeist trägt Fiat jetzt auch Rechnung.
Aus dem Freemont, der einst als Dodge die Straßen bevölkerte, haben die Italiener jetzt noch zusätzlich eine Lifestyle-Version für Freizeit-Menschen gemacht und schicken ihn als „Freemont-Cross“ in den Kampf um die Zulassungs-Prozente gegen die vielen Crossover
Eigentlich ist der Freemont ja ein Familien-Fahrzeug. Eine Van, eine Großraumlimousine. Und es spricht weißt Gott auch nichts dagegen, wenn eine sportliche interessierte und aktive Familie sich für einen „Basis-Freemont“ interessiert oder gar entscheidet. Um dem Käufer, das eigentliche Fahrzeug aber vielleicht mit einem ganz besonderen Derivat ein wenig schmackhafter zu machen, wurde aus dem Van als „Freemont Cross“ ein halber SUV. So etwas geht mittlerweile ganz schnell, denn die meisten Hersteller sind bereits darin geübt, ihre Serienmodelle dergestalt etwas auf zu hübschen. Und so geht auch der Fiat Freemont mit seiner ohnehin schon recht dynamischen Optik denn auch ganz schnell als „richtiger“ Geländewagen auf den ersten Blick durch.
Stellt man die konventionelle Ur-Version des Freemont seinem Offroad-Bruder gegenüber, so fällt dem Betrachter zugleich auf, dass dem Freemont in dieser Formation eine ausgesprochene Offroad-Optik verliehen wurde. An Front- und Heckschürze ist der wuchtige SUV-Van mit dekorativen Schutzbügeln ausgestattet. Dazu kommt dann noch ein unübersehbarer Unterbodenschutz. Mit einer Länge von 4,92 Metern ist der Italo-Amerikaner nicht gerade das, was man schmalbrünstig nennt. Unser 170 PS starker Zweiliter-Multijet-Turbodiesel bringt den mit einer Sechsgang-Automatik versehenen Allradler schnell auf „Vordermann“. Wer es etwas weniger martialisch, dafür aber eben auch mit weniger Offroad-Vergnügen haben möchte, für den hat Fiat auch eine 140–PS-Variante des Siebensitzers mit der erhöhten Sitzposition aufgelegt. In diesem Falle wird der kernige Freemont allerdings nur über die Vorderräder angetrieben. Der knapp zwei Tonnen schwere Wagen hat natürlich etwas mit seinen Ausmaßen, sprich mit den hohen Seitenwänden und der dadurch resultierenden Windempfindlichkeit zu kämpfen. Aber ein Asphalträuber sollte er ja nun einmal nachweislich nicht werden.
Fiat hat die Sitze der Cross-Version des Freemont mit einer Kombination aus Stoff und Leder bespannt. Lederbezüge legen sich auch über das Lenkrad und den Schaltknauf. Ferner gehören ein Navigationssystem, eine Rückfahrkamera, ein schlüsselloses Zugangssystem sowie eine 400-Watt-Audio-Anlage zur Serienausstattung. Das größte Plus des Fahrzeugs ist jedoch die Kombination zwischen erhöhter Sitzposition, dem durch die höhere Bodenfreiheit erleichterten Einstieg, der guten Rundumsicht und der Gewissheit, trotz all dieser Vorzüge kein Arbeitstier, sondern ein richtig chices Freizeit-Fahrzeug gekauft zu haben. Das Schöne und Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, stand offenbar nicht nur im Lastenheft der Entwickler, sondern ist auch in die Tat umgesetzt worden.
Fiat hat den US-Boy Dodge trotz des Anglizismus „Freemont“ überraschend gut auf dem europäischen Markt platzieren können. Skepsis war zumindest vorher angebracht gewesen. Mit der gelungenen kraftvollen Optik als (angedeutete) Offroad-Variante ist dem italienischen Hersteller etwas gelungen, was man ansonsten eher bei den kleineren, kompakteren SUV’s vermutet. Denn einen automobilen „Riesen“ mit fünf Metern, der nichts von seinem praktikablen Nutzen für die Familie macht, in einen Abenteuer-Look zu packen, war nicht einfach. Doch sowohl die Proportionen, als auch das Fahrgefühl und die Gestaltung des Innenraums haben nicht darunter gelitten, auf „Teufel komm raus“ einen Geländewagen zu zimmern und die Ur-Version damit ihrer Ursprünglichkeit zu berauben.
Die Preisliste für den Fiat Freemont Cross 2.0 Multijet Allrad mit Automatik beginnt bei 37.490 Euro. In der frontgetriebenen, 140 PS starken Version ist der Freemont Cross bereits ab knapp 27.000 Euro zu haben. Etliche deutliche Hersteller rufen da für vergleichbare Exponate einen deutlich höheren Betrag auf.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun