Wer an den südkoreanischen Autobauer Kia denkt, dem kommen in erster Linie preiswerte Fahrzeuge mit einer ausgereiften Technik und eine außergewöhnlichen Garantie von sieben Jahren in den Sinn. Kia ist eher ein Fahrzeug-Hersteller, der mit pragmatischen, denn mit emotionalen Argumenten an seine Kunden herantritt. Echte „Renner“ präsentierte der Autobauer bisher eher in seiner Verkaufsstatistik, denn auf der Straße.
Das soll sich jetzt zwar nicht gänzlich ändern, eine wirkliche „Sportskanone“ aber haben die Asiaten dennoch erstmals in ihrem Programm: Der neue Kia cee‘d GT (als dreitürige Variante auch pro cee‘d genannt) kommt frisch aus der fahrzeug-technischen Mucki-Bude: dezent aufgehübscht sowie betont sportlichem Interieur-Ambiente. Dazu natürlich auch dem entsprechenden „Kraftmeier“ unter der Haube, denn der Wagen soll ja schließlich kein Placebo, sondern ein echter Spaßmacher sein. Mit diesem wirklichen Renner (nicht nur in den Verkaufszahlen) will Kia nun auf dem Feld der Fahrzeuge antreten, die sich mit Kürzeln wie GTI, GSI, RS oder ST um die Gunst des Käufers balgen. Obwohl das Haus sich mit diesen nicht unbedingt vergleichen will.
Ermöglicht werden soll der bisher ungeahnte und unbekannte Kia-Fahrspaß durch eine neue Generation von Turbobenzinern mit Direkteinspritzung, die den Namen T-GDI tragen. Diese neuen Triebwerke sind quasi das „Räumkommando“ für die bisherigen kleineren, eher trägeren, Saugmotoren. Beatmet wird der GT von einem 1,6 Liter großen Aggregat mit 204 PS, der in einem sportlichen Blech-Kleid steckt, das zwar zeigt, wohin die Reise gehen soll, aber nicht unbedingt als exzessiv durchgeht.
Die auffallendsten Details des sportlichen Kia cee’d sind ein neu gestalteter Kühlergrill und die Tagfahrlichter mit jeweils vier LED-Spots im Stoßfänger. Im Gegensatz zum VW Golf GTI sind bei beiden Kia-Varianten (Drei- und Fünftürer) Unterschiede in Sachen Optik aus zu machen. Der fünftürige GT macht eher distinguiert auf zivile Kompaktklasse, das auffallendere Design des Dreitürers passt auch optisch bewusst zur sportlichen Note. In der Ausdehnung geben sich beide nichts: Sowohl bei der Länge (4,31 Meter) und beim Radstand (2,65 Meter) sind beide Varianten gleich.
Der neue 1.6 Liter Turbo passt haargenau in das Downsizing-Prinzip: Möglichst geringer Hubraum, dafür aber durch Turbo-Aufladung möglichst hohe Leistungs-Ausbeute und frühes Ansprechverhalten des Laders. Allerdings will der Hersteller sein neues Prunkstück ungeachtet des Eroberungsfeldes nicht so sehr als Konkurrenz zu extremen Kompakt-Rennern wie Golf GTI, Ford Focus RS oder Opel Astra OPC sehen. Stattdessen sollten neben der Leistungsausbeute auch Details wie etwa Fahrkomfort oder Alltagstauglichkeit in Vordergrund stehen. Eine Art „rasender Hasenkasten“ soll der neue sportliche Kia jedenfalls nicht sein.
Deswegen hält sich der Kia cee’d GT mit den reinen Leistungs-Charakteristika (7,7 Sekunden von Null auf 100, 265 Nm maximales Drehmoment und 230 km/h Höchstgeschwindigkeit) nicht unbedingt in extremen Bereichen auf. Eine betont sportliche Erscheinung in Verbindung mit einer hohen Alltagsqualität ist er dennoch. Was zudem für das neue Aggregat spricht: Die hohen Drehmoment-Werte stehen zwischen 1.750 und 4.500 Touren zur Verfügung, was im Fahrverhalten für eine lineare Kraftentfaltung sorgt.
Der Innenraum ist nicht übertrieben auf jugendlich-peppig getrimmt, wohl aber auf dezente Sportlichkeit .Keine Knallbonbon-Farben, keine Alu-Überflutung. Zum sportlichen Auftritt passen dagegen die roten Nähte an den Türverkleidungen und den Sitzen sowie diverse Applikationen in Klavierlack. Das war’s aber auch schon in Sachen Extravaganz. Stets serienmäßig sind in allen Varianten die wohl ausgeformten Recaro-Sitze. . Das Cockpit ist übersichtlich gestaltet, die Armaturen geben nicht unbedingt Rätsel über die Handhabung auf.
Über einen mit „GT“ beschrifteten Bedienungsknopf kann man zwischen zwei Tachoansichten auf dem zentralen Sieben-Zoll-Display wählen. Da gibt es einmal die klassische Version mit der virtuellen Tachonadel. Der Digitaltacho als Alternative zeigt mit diversen Anzeigen wie Kühlwassertemperatur, Druck des Turboladers oder Drehmoment, dass Kia dem betont sportlichen Fahrer ein paar Zusatz-Infos zukommen lassen will. Das hat so ein bisschen Playstation-Image, ist aber eine nette Variante. Im Fond des Pro Cee’d herrscht viel Platz für Beine, Kopf und Ellbogen. Auch der Kofferraum erfüllt mit Werten von 380 bis 1225 Liter bei umgelegten Sitzen die Werte für einen problemlosen Wochenend-Einkauf oder den Jahresurlaub.
Der Dreitürer kommt ab 22.990 Euro auf den Markt. Die Basis-Ausstattung beinhaltet 18-Zoll-Alus, Recaro-Sportsitze, Klimaanlage, LED-Rückleuchten und den einstellbaren Tacho, den Kia GT-Race-Mode nennt. In der GT-Challenge-Version sind für 24.490 Euro zusätzlich eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik, eine Sitzheizung vorne, ein beheizbares Lenkrad und Parksensoren hinten im Paket. Zum gleichen Preis und gleicher Ausstattung beginnt die Preisliste beim fünftürigen Cee’d GT. Den Abschluss bildet für 26.990 Euro die GT-Track-Variante mit Spurhalteassistent, Rückfahrkamera und adaptivem Abbiegelicht.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun