Die Lebenszyklen unserer Automobile werden immer länger. Das liegt zum einen daran, dass sich die Qualität der verbauten Materialien und der deren Verarbeitung ständig verbessern, aber auch daran, dass sich Autofahrer/innen wohl zunehmend besonders intensiv um den erhaltenswerten Zustand ihres Fahrzeugs kümmern. Letzteres trägt dazu bei, dass nicht nur deren Lebensdauer, sondern auch der Bedarf an einer längeren Versorgung mit Original-Ersatzteilen und an technischem Know how der Zulieferer steigt.
Dass der so genannte „automobile Aftermarket“, also die Betreuung des Kunden nach dem Fahrzeug-Kauf, in Zukunft eine immer größere Rolle für den wirtschaftlichen Erfolg der Branche spielen wird, bestätigte bei ihrer Jahresversammlung auch die Service-Tochter des Autozulieferers ZF Friedrichshafen, ZF Services, mit Sitz in Schweinfurt.
Die ZF Friedrichshafen AG hat bei ZF Services nicht nur das weltweite Ersatzteilgeschäft, sondern auch alle Aktivitäten im Bereich des Kundendienstes zusammengefasst. Der Umsatz des Geschäftsbereiches mit 77 eigenen Standorten, 3800 Mitarbeitern in 39 Ländern steigerte im vergangenen Jahr, so der Vorsitzende der Geschäftsleitung, Alois Ludwig, den Umsatz um 13 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro. Im aktuellen Jahr 2013 werden Erlöse von 1,8 Milliarden Euro erwartet.
In Zukunft, so das Fazit des mittlerweile auch im non-Automative-Bereich gefragten Partners, werde sich das Unternehmen bei seinen regionalen und globalen Aktivitäten zwar nicht verzetteln, müsse aber dennoch darauf bedacht sein, möglichst nahe an den Werkstätten und damit auch am Endverbraucher zu sein. Unterstützend sollen Aktionen wie der aktuelle Premium-Ölservice für ZF-Getriebe diese Zielvorgabe begleiten
Der technische Support, das wurde bei der Offenlegung der Zahlen und gleichzeitiger Demonstration der eigenen Leistungsfähigkeit in der ZF-Niederlage im hessischen Pfungstadt deutlich, wird immer schwieriger. Themen wie Ölwechsel, Probleme rund um die Komponenten Kupplung, Schaltung, Verschleiß, aber auch Werkstattausrüstung und Qualitätsmanagement werden für den Endverbraucher immer wichtiger. Ihre Erkennung und Behebung also das, was man im Allgemeinen unter dem Begriff „Service“ versteht, wird im gleichen Atemzug immer diffiziler. Auch weil neue Modellreihen wie Hybride oder Elektro-Fahrzeuge hin zu kommen, die eine ständige Schulung und Weiterbildung der Mitarbeiter zwingend voraussetzen.
Um für die zukünftigen Anforderungen gewappnet zu sein, will die Schweinfurter ZF-Tochter in ein neues Gemeinschafts-Unternehmen mit Bosch und dem Bremsenhersteller Knorr einsteigen. Das Trio will ab dem kommenden Jahr sogenannte Full-Service-Dienstleistungen für Nutzfahrzeugwerkstätten anbieten. Allein in Europa gebe es nach Angaben von Dr. Ulrich Walz, Mitglied der ZF Services-Geschäftsleitung, etwa 25 000 Betriebe, die für dieses Konzept in Frage kämen. Ein Produkt-orientiertes Werkstattkonzept mit Namen ProTech und ProTech plus offeriert außerdem freien Werkstätten ein umfangreiches Spezialwissen.
2013 habe man im Rahmen von Austausch-Aktionen mit Werkstätten zum „Jahr des Fahrwerks“ ausgerufen. Dabei steht sowohl die Marke Sachs mit Stoßdämpfern und Service-Kits im Mittelpunkt der Aktivitäten, wie auch Lenkungs- und Fahrwerkkomponenten von Lemförder. Im September und Oktober werden man zudem den Fokus auf ZF Parts Lenkgetriebe und Lenkungspumpen richten
Die Schweinfurter wollen zukünftig mit einem weltweiten Ausbau des Geschäftes und der Erschließung neuer Märkte in Asien expandieren. Außerdem möchte man potenzielles Wachstum auch außerhalb des bisherigen Kerngeschäftes sichern. Das betrifft Bereiche wie Windenergie-Anlagen, Schifffahrt und Schienenverkehr. Dort, so Ludwig, könne man „das Marktpotenzial von Produkten und Serviceleistungen global optimal ausschöpfen.“
Text und Fotos: Jürgen C. Braun