Neuer Volvo 40: Weltpremiere für den Fußgänger-Airbag

Die Silhouette eines Automobils des schwedischen Herstellers Volvo nach zu empfinden, war immer sehr einfach gewesen: Ein Volvo, das war eine Aneinanderreihung rechtwinklig angeordneter Kanten und Linien in der Horizontalen und der Diagonalen. Das einzige, das da aus der Reihe tanzte, waren die Reifen. Die mussten nun mal rund sein. Aber selbst die hätten die Volvo-Leute, so steht zu vermuten, wohl auch noch im rechten Winkel angefertigt, wenn es sich irgendwie hätte machen lassen. Mit kleinen Volvo-Matchboxautos, so hat es der Comedian Ingolf Lück einmal formuliert, habe er schon als Kind immer gern gespielt. Das sei nämlich besonders schnell gegangen: Diese Autos  brauchte man nämlich gar nicht aus zu packen, weil sie genauso wie die dazu gehörige  Schachtel aussahen.

Und jetzt so etwas: Der neue V40, mit dem die Schweden ab Spätsommer die Kompaktklasse aufmischen wollen, stellt so ziemlich alles auf den Kopf, was man bisher von diesem Autobauer gewöhnt war. In gestalterischer Hinsicht, versteht sich. Autos aus der Volvo-Modellpalette, deren Serienbezeichnung mit „V“ begann, waren zumeist Kombis gegenüber den „S“-Limousinen. Aber auch hier verschwinden die Grenzen. Nicht nur bei Volvo. Der V40 ist ein muskulöses, dynamisches und im wahrsten Sinne des Wortes „rundherum“ wohlgefälliges Schrägheck-Fahrzeug mit Lifestyle-Charakter geworden. Damit wollen (und können) die Göteborger ab August  der deutschen Premium-Konkurrenz wie BMW 1er, Audi A1 oder auch der neuen Mercedes  A-Klasse zu Leibe rücken.

In einem Punkt aber ist sich das Haus treu geblieben: Als Vorreiter in Sachen Sicherheitstechnik entpuppen sich die Nordländer auch dieses Mal: Nicht nur mit einer ganzen Armada von schützenden Assistenzsystemen, sondern auch mit dem weltweit ersten Fußgänger-Airbag beispielsweise. Der 4,37 Meter lange V40-Fünftürer verfügt aber nicht nur über aufregende Formen und außergewöhnliche Sicherheits-Systeme, sondern auch über sparsame Motoren. Ein wenig hapert es an den Abmessungen des Gepäckabteils mit 335 bis 1032 Liter und einer recht schmalen Ladeöffnung.

Für den Start im August kann der Kunde zwischen fünf Triebwerken wählen: zwei Benziner und drei Diesel-Varianten. Die Basisvariante ist ein 1,6-Liter großer und 150 PS starker Benzinmotor, den es ab 24.680 Euro gibt. 300 Euro mehr kostet  die Variante mit dem 115 PS starken 1,6-Liter-Diesel. Das Triebwerk führt mit 3,6 Litern auf 100 Kilometer (94 g CO2) in diesem Wettbewerbs-Segment die „Hitparade niedrigsten Verbrauchswerte“ an. Das Selbstzünder-Angebot wird ergänzt durch weitere 2,0-Liter-Diesel mit 150 PS ab 26.280 Euro, bzw. mit 177 PS ab 28.980 Euro.

Am oberen Ende der Leistungsstufe rangiert derzeit der 1,6-Liter-Benziner  mit 180 PS ab 26.980 Euro. Ende des Jahres soll noch ein 254 PS starker 2,5-Liter-Fünfzylinder-Benziner folgen. Der V4o baut im Übrigen noch, obwohl mittlerweile zum chinesischen Geely-Konzern gehörend, auf einer Plattform des ehemaligen Ford-Mutterkonzerns auf. Auf der gleichen übrigen wie der Bestseller Ford Focus.  Mit der Einführung des V40 ist diese Ära bei den Schweden allerdings zu Ende.

Der neue nordische Hoffnungsträger verfügt schon in der Basisversion über viele Ausstattungsdetails, die man bei der Konkurrenz vergeblich sucht. Das ist natürlich in erster Linie der erste rettende Luftsack für Fußgänger, der die Motorhaube beim Aufprall anhebt und einen Airbag vor der Frontscheibe aufbläst. Optimiert wurde auch das Notbremssystem City Safety, das nun anstatt von bisher 30 km/h nun bis zu einem Tempo von 50 km/h automatisch bis zur völligen zur Kollisionsvermeidung herunter bremst.

Dazu blinkt, flimmert, fiept und rüttelt es an allen möglichen Ecken und Enden, in Spiegeln und Scheiben des fahrbaren Untersatzes, damit die Insassen nur ja unversehrt aus dem Auto wieder heraus kommen, in das sie der Erbauer unbedingt haben wollte. Wem dieses akustische und optische Bühnenstück etwas „auf den Keks“ geht, dem sei verraten: Einige der helfenden Heinzelmännchen lassen sich auch deaktivieren. In diesem Falle fungieren sie dann quasi als Nervenschutz. Und auch da wäre Volvo dann wieder Vorreiter.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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