Adolf Rosenberger und Porsche: Biografie eines Enttäuschten

Die Porsche AG und Nachfahren von Adolf Rosenberger (1900-1967) haben gemeinsam ein Forschungsprojekt abgeschlossen, das den jüdischen Mitgründer des Unternehmens erstmals umfassend ins Licht der Öffentlichkeit rückt. Unter der Leitung des Bonner Historikers Joachim Scholtyseck entstand eine wissenschaftliche Biografie, die Rosenbergers Lebensweg zwischen Motorsport-Erfolgen, unternehmerischem Pioniergeist und erzwungener Emigration nachzeichnet.

Am 25. April 1931 gründete Rosenberger zusammen mit Ferdinand Porsche und Anton Piëch die Dr. Ing. h.c. F. Porsche GmbH. Als kaufmännischer Leiter prägte er die Anfänge des Konstruktionsbüros entscheidend mit: Rosenberger brachte Startkapital ein, öffnete Türen zu Kunden und kümmerte sich um die Finanzen. 1933 legte Rosenberger die Geschäftsführung nieder. Zwei Jahre später musste er seine Anteile zum Nominalwert an Porsche abtreten – unter dem Druck des nationalsozialistischen Regimes. Zeitweise war er im Konzentrationslager Kislau inhaftiert.

Von Paris aus betreute er bis Ende 1937 das Geschäft mit Patenten und Lizenzen für Porsche im Ausland, bis Porsche die Zusammenarbeit beendete. 1938 gelang ihm die Emigration in die USA, wo er fortan unter dem Namen Alan A. Robert lebte. Ein 1950 durch einen Vergleich beendetes Restitutionsverfahren mit magerem finanziellem Ergebnis und der vergebliche Versuch, mit Porsche ins Geschäft zu kommen, prägten Rosenbergers Zeit in den USA. Weitere Wiedergutmachungsverfahren mit dem Land Baden-Württemberg und seiner Heimatstadt Pforzheim endeten nicht immer zufriedenstellend. Rosenberger starb 1967 in Los Angeles.

Die jetzt vorgelegte Biografie basiert auf bislang unzugänglichen Dokumenten: Neben den Beständen des Porsche-Archivs wurden auch erstmals Materialien aus dem Rosenberger-Familiennachlass ausgewertet. „Diese Studie schlägt eine Brücke zwischen der bitteren Familienerinnerung und der Unternehmensgeschichte“, betont Sandra Esslinger, Rosenbergers Cousine zweiten Grades.

Das Projekt, von Porsche finanziert, wurde wissenschaftlich unabhängig durchgeführt. Internationale Experten begleiteten die Arbeit in Workshops. Am 25. September 2025 stellte Scholtyseck die Ergebnisse im Rahmen eines Symposiums am Institut für Zeitgeschichte in München vor. „Die unabhängige Studie ist ein wesentlicher Beitrag zur Erinnerungskultur“, erklärte Vorstandschef Oliver Blume. Die Verantwortung aus der Geschichte bedeute, heute klar Haltung gegen Antisemitismus und Diskriminierung zu beziehen, so Blume.

Die Biografie „Adolf Rosenberger. Rennfahrer, Porsche-Mitgründer, Selfmademan. Eine Enttäuschungsgeschichte“ ist auf der Frankfurter Buchmesse ein zu sehen.. Eine US-Präsentation folgt Anfang 2026.

Text: Autoren Union Mobilität (aum) / Fotos: Porsche