Der E-Grandland: Opels neue Zeitrechnung

Als der urdeutsche Autobauer Opel nach der Trennung von General Motors unter das Dach des französischen PSA.-Konzerns (Peugeot / Citroen / DS) einzig, da schossen alsbald die wildesten Spekulationen ins Kraut, was die neuen Herren denn nun mit dem Familienzuwachs aus Allemagne an zu stellen gedachten. Dass Opel, das mittlerweile eine gute Unternehmensbilanz nach der anderen mit Stolz vorweist, zum Spezialisten für Elektro-Mobilität werden sollte, war nur eine von vielen angedachten Möglichkeiten.

In dieses gedankliche Konstrukt könnte auch das Fahrzeug passen, um dass es hier geht: Den Grandland X Hybrid4. Doch, um vorschnellen Schlussfolgerungen vor zu beugen: Opel ist und bleibt – Paris hin oder her – in erster Linie ein deutscher Hersteller und dann erst ein Spezialist für E-Mobilität. Obwohl man nicht nur in Rüsselsheim auf  diesen Verbrenner/Elektro-Zwitter mit Recht stolz sein darf. Sondern auch unter dem Eiffelturm, von woher sich der traditionsreiche deutsche Autobauer ein wenig „Assistance“ geholt hat zur Fertigung des ersten Plug-in-Opel. Ein Blitz mit Stecker.

Der Nutzung von Synergie-Effekten sei Dank: Peugeot 3008 und Citroen C5 Aircross sind mit der gleichen doppelten Antriebs-Technologie unterwegs: Ein 1,6 Liter großer Benziner und zwei Elektro-Aggregate sorgen gemeinsam für den Vortrieb  des Grandland X und schaffen so auch die Basis für den Allradantrieb. Die satten 300 PS, die dabei an maximaler Systemleistung zusammen herauskommen,  werden von einer Achtgang-Automatik auf die Straße übertragen.

Seit fast drei Jahren ist der Grandland X jetzt hierzulande unterwegs und er hat sich nicht schlecht verkauft. 180.000 Einheiten sind für ein Mittelklasse-SUV, a la bonheur, ein akzeptabler Wert.  Genau der richtige Moment und das richtige Auto also, mit dem Opel nach dem Corsa E seinen Elektrifizierungs-Feldzug starten kann und will.  Insgesamt acht elektrifizierte Rüsselsheimer sollen in den beiden nächsten Jahren im Markt erscheinen. Weit mehr also als nur Corsa und Grandland X.

Bei dem aber bleiben wir erst einmal: Unter dem Blech ergänzen sich Verbrenner und Stromer, einmal in Fahrt gekommen, sinnvoll. Jetzt mögen diejenigen, die über die scheußlichen SUV in der City schimpfen, wieder Wasser für den Betrieb ihrer Mühlen entdecken. Aber: Am Sprit sparendsten fährt sich der Grandland X in diesem Fall im Kurzstreckenverkehr. Mit voller Batterie angetreten, ist der Zwitter weit mehr als nur die angegebene Maximaldistanz von 60 Kilometern rein elektrisch unterwegs. Dazu trägt schon die Rekuperation der Bremsenergie bei.

Die 13,2 kWh Batterie entlädt sich dergestalt nicht rasend schnell, weil sie ständig wieder befüllt wird. Und die intelligente Abstimmung zwischen den Antriebsversionen führt auch zu minimalem Kraftstoffverbrauch.  Ist man dagegen auf langen Strecken unterwegs, leeren sich die Batterien rasch. Und der gegenüber dem reinen Benziner um 370 Kilogramm schwerer gewordene Hybride (fast 1,9 Tonnen) wird sich zum Zwecke der Fortbewegung seiner Kraftstoffreserven  bedienen müssen. Deren Tank ist auf 43 Liter limitiert.

Eine Binsenweisheit sagt uns seit Erfindung des Autos, dass der Tritt aufs Gaspedal  Sprit kostet. Oder, wie in diesem Fall, beides: Kraftstoff aus der Zapfsäule und aus der Steckdose. Und der Grandland X verleitet mit seiner erwähnten Systemleistung durchaus dazu, unterwegs auch Spaß zu haben.

Sprich: Je öfter man sich des Steckers bedient, wenn möglich regelmäßig, umso mehr Sinn, aber auch Freude macht dieses Fahrzeug. 200 PS trägt der 1,6 Liter große Turbo-Benziner (Euro 6 d-temp) bei. Hinzu kommen die beiden Elektroaggregate (110 PS für vorne, 113 PS für hinten). Wann immer es geht, ist der Grandland X Hybird4 als reiner Hecktriebler unterwegs.

Vier Fahrmodi stehen zur Verfügung. Gestartet wird immer lautlos als Stromer. Im Hybrid-Modus wird der beste Antriebsmix ermittelt. Allrad (für winterliche Verhältnisse oder schmierigen, hügeligen Untergrund)  und der schnelle Sportmodus für das schnelle Vorwärtskommen ergänzen die Optionen.  Die Reichweite /elektrisch) gibt Opel mit 59 Kilometern an, den Spritverbrauch mit 1,6 Litern auf 100 Kilometer. Der CO2-Ausstoß liegt bei 35 g/km. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 235 km/h.

Auf den Einstiegspreis von 51.165 Euro kommt die Umweltprämie als Preisminderung. Eine weniger leistungsstarke Variante des Grandland mit nur einem Elektromotor für vorn soll im nächsten Quartal folgen.

Die Elektro-Offensive der Rüsselsheimer geht indes weiter: Auf  Grandland X Hybrid4 und Grandland X Hybrid folgt alsbald der Corsa e als rein elektrisches Fahrzeug. Erstes Nfz ist der elektrische Kleintransporter Vivaro , gefolgt vom Lifestyle-SUV Mokka als PHEV. Sind  bereits vier  elektrifizierte Modelle in 2020. Deren  acht sollen es bis nächstes Jahr  werden. Etwa der Zafira und ein ein Astra-e.