Der bz4X: Unterwegs in Toyotas erstem reinen Stromer

Eigentlich gilt Toyota seit der Einführung des Prius 1997 als Vorreiter in Sachen Elektromobilität. Doch mit dem ersten rein batterieelektrisch betriebenen Fahrzeug haben sich die Japaner Zeit gelassen. Mit dem bz4X führte der fernöstliche Autogigant vor drei Jahren sein erstes Fahrzeug mit dieser Antriebstechnik ein. Wir fuhren das SUV, mit dem der Hersteller in dem vom Volkswagen ID.4 oder auch Opel Grandland bereits bestellten Segment jetzt seine Ansprüche geltend machen will, mit dem 204 PS starken Motor und einer 71,4 kW Batterie als Fronttriebler.

Wenn man für den Akku eines Fahrzeugs zehn Jahre oder eine Millionen Kilometer garantiert, dann ist man auf dieses Auto nicht nur gespannt, sondern man hat auch eine hohe Erwartungshaltung an den Probanden. Zumal Toyota im Bereich der alternativen Antriebe mit seiner erfolgreichen Hybrid-Geschichte und dem von einer Brennstoffzelle bewegten Mirai Kompetenz aufweisen kann. Doch die Einrichtung einer neuen elektrospezifischen Plattform brauchte nun einmal ihre Zeit. Mittlerweile ist diese vorhanden. Auf der skalierbaren exklusiven E-Auto Basis sollen 30 BEV von Toyota und Lexus aufbauen, die der größte Autobauer der Welt bis in spätestens fünf Jahren eingeführt haben will.

Ganz in schwarz macht unser Testauto einen fast schon wuchtigen, komfortablen, sportlich-dynamischen Eindruck. Die SUV-Form ohne Coupé-Anmutung erlaubt einen zufriedenstellenden Kofferraum-Inhalt von 452 Litern. Im Interieur wechseln sich bei sauberer, exakter Verarbeitung Hartplastik, Stoff und Klavierlack ab. Alles macht einen durchdachten, gediegenen Eindruck inklusive der Ablagen und Verstauelemente. Das Fehlen des Handschuhfachs ist da kein Malus.

204 PS  Leistung für ein knapp zwei Tonnen schweres und 4,70 Meter langes Auto sind akzeptabel, aber nicht übermäßig viel. Dennoch waren wir mit dem Fronttriebler auf den vielen kleinen Land-, Kreis- und Nebenstraßen der Region agil unterwegs. Und die 160 km/h Höchstgeschwindigkeit reichen völlig aus, um auf der Autobahn bei komfortabel, nicht zu hart oder schwammig abgestimmter Federung Energie sparend unterwegs zu sein. Mit dem 71,4 kW fassenden Akku sind bei einem von uns ermittelten Verbrauch von knapp 20 kWh allerdings keine überlangen Reiserouten ohne Nachladen möglich. Reichweite und prozentualer Füllstand werden im Display angezeigt.

Bei der Ladeleistung des bz4X hat Toyota inzwischen nachgebessert. In der Regel „schöpfen“ wir an einer 300er Säule an der Raststätte Hochwald der Autobahn A1 neue Energie. Ohne Batterievorkonditionierung pendelte sich das Ergebnis bei etwa 80 kW ein. Ab 80 Prozent Füllstand des Akkus braucht man allerdings reichlich Geduld, wenn man sich noch für weitere Strecken ohne Stopp wappnen möchte. Da fällt die Freigiebigkeit schnell dauerhaft unter 25 kW. „Dank“ der neuen EU-Vorgaben bimmelt es fast ununterbrochen. Und das bereits ab zwei km/h zu viel. Und die angezeigte Höchstgeschwindigkeit stimmt auch nicht immer mit der Realität überein.

Unser Fazit: Toyota hat mit dem bz4X ein durchaus komfortables, angenehmes und durchdachtes Erstlingswerk der Elektromobilität auf den Markt gebracht. Inklusive Smartphone-Integration (Android Auto/Apple CarPlay) Dass dabei noch durchaus Luft nach oben ist, liegt vielleicht auch am Druck,  endlich auf dem Markt sein zu müssen. Aber die nächste Version ist ja schon unterwegs.

Technische Daten Toyota bz4X 2WD

Ausführung:                                   fünfsitziges SUV

L / B /H:                             4,69 / 1,86 / 1,60 Meter

Gewicht:             Leer: 1970 kg, zul. Ges.: 2465 kg

Gepäckraumvolumen:                              452 Liter

Motor:                          Elektro, (204 PS, 265 Nm)

Höchstgeschwindigkeit:                        160 km/h

Batterie:                        Lithium-Ionen, 71,4 kWh

Ladeleistung:      AC: 11,0 kW, DC: bis 150,0 kW

Ladezeit DC (80%):                        ca. 85 Minuten

Reichweite (Hersteller, WLTP):          Bis 513 km

Preis:                                               ab 47.950 Euro

Comfort-Paket:                                     3.900 Euro

Text und Fotos: Charlys Auts