Lexus LC 500 Cabriolet: Treulich geführt und gefahren

Lexus, das hört sich nach Luxus an. Nach mehr Komfort, mehr Leistung, nach mehr Platz, besserer Qualität und Verarbeitung. Trifft in diesem Fall auch zu, denn das vornehme japanische Töchterlein aus dem Mutterhaus Toyota bietet all das. In der Regel aber kommt ein Lexus als SUV, als Staatstragende Limousine und als modernes Hybridfahrzeug daher. Doch Lexus kann auch anders. So wie hier: Acht Zylinder, konventioneller Saugmotor, 464 PS, 270 km/h Höchstgeschwindigkeit. Das hört sich nicht unbedingt nach Öko-Mobil an.

Wenn das dermaßen aufgebretzelte Konzern-Töchterlein mag, dann zieht es auch noch in 15 Sekunden seine Stoffmütze aus und wird zum offenen jugendlichen Wirbelsturm. Eigentlich geht es den Cabriolets wie den Dinosauriern vor Jahrmillionen. Sie sind eine aussterbende Spezies. Die Der Großteil der Hersteller verabschiedet sich nach und nach von diesem Spaßangebot. Zumindest in der Oberklasse. Die meisten CC-Varianten (Coupé-Cabriolet) haben längst eine dauerhafte Garage in der Mottenkiste gefunden. Nur Lexus lässt sich nicht beirren. Baut das erste offene Spaßmobil seit einem Jahrzehnt der Askese. Wo die schwäbische Konkurrenz der neuen S-Klasse in vornehmer Zurückhaltung das feste Dach belässt, mischt der LC 500 das Luxus-Segment auf und lässt tief (ins Interieur) blicken.

Zwar lässt auch Lexus sein Oberklassemodell als Coupé auf die Straße, doch in dieser Karosserie-Variante hat der Wagen eben das gewisse Etwas. Viel ist an Konkurrenz in dieser Preisklasse ab 120.000 Euro aufwärts nicht mehr übrig geblieben. Das Maserati GranCabrio etwa, der BMW 8er, der offene Porsche 911 oder eines der verbliebenen Mercedes-Modelle aus der E-Klasse. Beim Lexus passen offen wie geschlossen die Proportionen. Das Dach faltet sich dermaßen eng zusammen, dass man am Kofferraum keine Änderungen braucht und die 149 Liter Fassungsvermögen, die übrig bleiben, reichen auch noch für den Urlaub zu zweit. Vorne ein scheinbar alles verschlingendes großes Maul, zum Abschluss ein betörender Hintern, der weit mehr als nur das Ende eines Automobils ist.

Doch so verführerisch das Äußere dieses Cabriolets der Luxusklasse auch ist, wird es zur Droge, wenn man die Dominanz der acht Zylinder erst einmal artgerecht in Szene setzt. Das Paradoxe: Hier tobt sich ein Triebwerk aus, das nach der Hauseigenen Philosophie der allumfassenden Hybridisierung gar nicht mehr verbaut sein dürfte. Ein klassisch-konventioneller Sauger, der dem Aggregat das Kreischen eines aufgeblasenen Turbomotors verweigert. Ein bäriger,  dumpf vor sich hin brabbelnder Achtzylinder mit fünf Litern Hubraum, dem man nicht nur eine elektrische „Gehhilfe“ in Form eines 48-Volt-Hybrids,  sondern auch die Kastration einer Zylinderabschaltung erspart hat.

Der LC 500 ist ein Fahrzeug, das dank eines Drehmoments von bis zu 530 Newtonmetern sowohl beim lässigen Cruisen auf der Landstraße wie auch bei der Verwandlung in den hoch drehenden Sportwagen seine vielfach unterschiedlichen Gene auf die breiten Bridgestone-Schlappen bringt. Wechselt man in ein sportlicheres Profil, dann verschieben sich nicht nur die digitalen Instrumente auf dem Display.

Dann verändert sich auch der Arbeitstakt der zehnstufigen Automatik, die die Kraft auf die angetriebenen Hinterräder überträgt. Sie schaltet später rauf, früher runter und auch die Lenkung wird eine Spur direkter. Das Fahrwerk krallt sich förmlich in den Asphalt, die Abstimmung zwischen Komfort und Sportlichkeit passt auf den Punkt. In fünf Sekunden hat der offene Sportwagen den Sprint von null auf 100 erledigt. Erst bei Tempo 270, und nicht schon bei abgeriegelten 250, ist Schluss mit Vortrieb.

Unser Fazit: Dieses Fahrzeug ist ein Anti-Depressivum für die schlechten Tage. Eigentlich sollte man sich sowas auf Rezept verschreiben lassen können. Zumindest zeitweise…

Technische Daten Lexus LC 500 Cabriolet:

Länge / Breite / Höhe:                         4,77 / 1,92 / 1,35 Meter

Motor:                                                  Achtzylinder Benziner, Sauger

Leistung:                                              464 PS

Hubraum:                                             4.969 cm3.

Max. Drehmoment:                              530 Nm bei 4800 U/min

Getriebe:                                              Zehnstufen-Automatik

Antrieb:                                                Hinterrad

Höchstgeschwindigkeit:                       270 km/h

Kraftstoffverbrauch kombiniert:           12,6 l/100km.

CO2-Emissionen kombiniert:               288 g/km, CO2

Preis:                                                   128.600 Euro