Volvo schließt seine Modellpalette vollelektrischer SUV mit dem kompaktesten des Quartetts nach unten ab. Mit dem EX30 stellen die Schweden, ungeachtet des Antriebsprinzips, nicht nur ihre jahrelange Kompetenz in Sachen Sport Utility Vehicles unter Beweis. Sie zeigen auch, dass sie in der Lage sind, die Inhalte, Vorteile und Aussagen ihrer Fahrzeuge nach ganz unten in die Segmente zu transferieren. Sprich. Der skandinavische Premium-Autobauer aus dem chinesischen Geely-Konzern kann nicht nur groß und teuer, sondern auch modern, chic und preiswert auf dem eingeschlagenen Weg.
Der EX30 ist ein Kind seiner (digitalen) Zeit. Das wird auf den ersten Blick ersichtlich, wenn man sich mit dem jüngsten Nachkömmling dieser Gattung von Fahrzeugen beschäftigt. Onlinebasierte Dienste (vor allem Google), Daten, Apps: Die Schweden tauchen nicht nur bei der Elektrifizierung des Antriebsstrangs in die gar nicht mehr so neue Welt ein. Sie tun das auch bewusst und überlegt im Umgang mit den alltäglichen Dingen der Mobilität. In der Stadt, auf der Landstraße oder der Autobahn. Auf Kriegsfuß sollte man mit den Errungenschaften der IT-Technik vor Fahrtantritt allerdings nicht stehen.
Zurückhaltung bei der Leistung ist für den Hersteller trotz der bewusst „eingedampften“ Außenmaße (Länge 4,23 Meter) allerdings ein Fremdwort: Wer hat, der kann, der macht. Bereits die Basisversion mit einem Motor an der Hinterachse (Single Motor) glänzt mit 272 PS und einem 51 kWh-Akku im Unterboden. In dieser Ausführung hätte Volvo gerne 36.590 Euro für den EX30. Ein 69 kWh-Akku wäre die Option. Volvo gibt für diese Einstiegsversion je nach Akku Reichweiten von 344 und 460 Kilometern an.
Aber wenn es sein muss, geht es auch wie an der Wursttheke: „Darf‘s ein bisschen mehr sein?“. Aber ja doch, gerne. In einem solchen Fall kommt die 4WD-„Performance“-Version mit zwei Motoren, 428 PS und einem wahrhaft bulligen Drehmoment von 543 Newtonmetern ins Spiel. Wer in der Eifel oder im Hunsrück mit dem EX30 liebäugelt, der wäre mit dem Allradler – vor allem bei rutschigen winterlichen Straßenverhältnissen –besser bedient. Für diese XXL-Kompaktversion sind 48.490 Euro fällig.
Im Interieur des EX30 ist die neue Volvo-Welt nicht nur ein- und ausladend angesichts eines Kofferraums von 318 bis 904 Litern. Sie ist auch bunt und vielfältig zugleich. So gut wie alle Funktionen werden über das 12,3 Zoll große Display in der Mitte gesteuert. Allerdings ist der jetzt dreigeteilte Bildschirm etwas anders zu handeln, als man das bisher bei Volvo gewohnt war. Unter den wichtigsten Infos wie Geschwindigkeit und Tempolimit findet man das Navi mit Karten und dessen Funktionen. Und ganz unten findet man die Symbole und Grafiken, auch Icons genannt, für Klima-Symbole und Infotainment-Apps. Irgendwie nicht nur gut gedacht, sondern auch gut gemacht. Wenn man sich denn darauf einlässt.
Was – und das erstaunt und missfällt uns – fehlt, ist ein Head-Up-Display. Denn eine solches digitales „Guckloch“ in die Frontscheibe ist inzwischen auch in Basisausstattungs-orientierten Fahrzeugen nicht nur Gewohnheit geworden. Es ist unserer Meinung nach auch ein angemessenes Feature irgendwo zwischen Komfort und Fahrsicherheit, weil es den Blick auf das Wesentliche fixiert. Das erspart den Seitenblick auf das Mittendisplay. IT-Freaks, aber nicht nur die wohlgemerkt, hätten ihre wahre Freude an diesem kompakten Schweden-Stromer. Denn die nötige Internetverbindung ist inklusive Datenvolumen für vier Jahre garantiert. App-basiert werden Youtube, Amazon Prime Video und Spotify gleich mitgeliefert. Und der neue Park Assist Pilot befreit einen jetzt von allen Einparksorgen: Er kann nicht nur selbständig einparken. Er lenkt auch noch, er beschleunigt und bremst. Da wird man als Fahrer ja richtig neidisch…
Text: Charlys Autos / Fotos: Christian Bittmann