Kein anderer Automobil-Hersteller kann derzeit von sich behaupten, mehr Fahrzeuge mit der „Kraft der zwei Herzen“, sprich Verbrennungs- und Elektromotor, an zu bieten als Toyota und sein Nobel-Ableger Lexus. Den kompakten Yaris aus dem Portfolio des japanischen Autobauers haben wir uns einmal etwas näher angesehen. Toyota bietet seinen Kleinwagen Yaris erstmals als Vollhybriden an. Das bedeutet, dass man damit auch kurze Strecken ohne Zutun des Verbrennungsmotors rein elektrisch fahren kann. Das langfristige Ziel des japanischen Autobauers ist es, bis zum Jahr 2020 Hybrid-Varianten nahezu aller relevanten Baureihen auf den Markt zu bringen.
Das Manko vieler kombinierter E- und V-Mobile ist der Preis. Entwicklungskosten, Akzeptanz beim Kunden, Service-Leistungen, die Unterweisung von Händlern und technischen Mitarbeitern. Das alles braucht nicht nur Zeit, sondern auch und vor allem Geld. Und dennoch wartet Toyotas ökologischer Stadtflitzer jetzt mit einem echten Dumpingpreis auf. Denn günstiger kann man elektrische und konventionelle Verbrennungs-Energie derzeit kaum gemeinsam auf den Markt bringen:
Für 16 950 Euro steht Toyotas kleinster Hybrid, der Yaris, seit geraumer Zeit beim Händler. Dabei muss er kein Duckmäuser sein, der seine Existenz ausschließlich der besseren Öko-Bilanz des Herstellers verbessert. Der Yaris Hybrid ist auch wirtschaftlich und alltagstauglich eine sinnvolle Alternative zu einem in Wirkung und Kosten vergleichbaren Selbstzünder. Toyota gibt einen Durchschnittverbrauch von gerade mal 3,5 Litern normalem Benzin-Treibstoff an, die auf 100 Kilometerdurch die Einspritzleitungen fließen sollen.
Das Haus setzt auch beim 3,90 Meter langen Yaris auf bisher erworbene und bereits angewandte Entwicklungen seiner Ingenieure. Bei der Kraftübertragung bedienen sich die Japaner des in Eigenregie entwickelten, leistungsverzweigten Systems: Elektor-Motor und Verbrennungsaggregat werden über ein Planetengetriebe miteinander verbunden. Die Nickel-Metallhybrid-Batterie lässt sich unter der Rückbank verstauen. Das bedeutet, dass der E-Antrieb sich nicht eines Teils des Gepäckraums bemächtigen muss. Weitere Hybridkomponenten sind unter der Motorhaube neben dem Verbrenner angebracht. Auch dadurch ergibt sich also kein weiterer Raumverlust. Das Kofferraum-Volumen changiert zwischen 286 und 1183 Litern. Ein sehr akzeptables Maß.
Der 1,5 Liter große Vierzylinder-Benziner generiert 75 PS bei 4800 U/min. Die Leistung des Elektromotors liegt bei 61 PS. Insgesamt ergibt sich eine Leistung des Gesamtsystems von 101 PS. „Multidrive S“ nennt Toyota seine stufenlose Automatik, die für die Kraftübertragung des Fronttrieblers zuständig ist. Ist man – so wie wir bei unserer ersten Bekanntschaft mit dem Vollhybriden im Kleinwagensegment – vorrangig im Innenstadtverkehr unterwegs, merkt man nichts von dem bei Antriebssystem dieser Art oft gefürchteten „Gummiband-Effekt, bei ansteigender Drehzahl.
Wir hatten bei der zugegeben recht kurzen Ausfahrt von etwa 30 Minuten jedenfalls nicht das Gefühl, als rollendes Verkehrshindernis unterwegs zu sein. Unter Volllast murrte der Yaris auch im unteren Drehzahlbereich nicht, wenn man einmal zu Überholvorgängen ansetzte. Vom Umschalten zwischen den einzelnen Betriebs-Systemen spürt der Fahrer ohnehin nichts. Er registriert kein Ruckeln bei den Schaltvorgängen, dank der leichtgängigen elektromechanischen Lenkung fährt sich der Kleine ausgesprochen handlich und sehr agil. Das Fahrwerk schluckt Bodenwellen zwar nicht eben sanft und bügelt sie glatt. Aber Kleinwagen bleibt nun einmal Kleinwagen und kein Lexus der Upper-Class.
Noch einmal zu den Preisen des Toyota Yaris Hybrid, der in den Ausstattungsversionen Yaris (16.950 Euro), Life (17.900 Euro) und Club (19.200 Euro) mit einem kompletten aktiven und passiven Sicherheitssystem angeboten wird. Auf diesem Gebiet ist Toyota derzeit nicht zu schlagen. Der Honda Jazz Hybrid kostet 19.290 Euro. Plug-In-Hybride der Konkurrenz sind noch erheblich teurer.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun