
Rund 20 Prozent der in Deutschland zugelassenen Neufahrzeuge im Jahr 2023 waren SUV. Also Autos mit einer selbsttragenden Karosserie, erhöhter Bodenfreiheit, höherem Sitz, besserer Rundumsicht und den Vorteilen eines Stadtgeländewagens. Wobei sich die sogenannten „Sport Utility Vehcicles“ mittlerweile über fast alle Baureihen erstrecken. Und nicht bei allen Verkehrsteilnehmern auf Gegenliebe stoßen.

Auch das Fahrzeug, um das es heute geht, nimmt zwischen Bewunderung und Infragestellung einen breiten Raum ein. Denn die Speerspitze von Audi in diesem Segment, SQ7 und SQ8, ist mit seinem vier Liter großen, 507 PS starken V8 Bi-Turbo, 5,07 Metern Länge und einer Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h ein Exemplar jener Gattung, das Diskussionen Tür und Tor öffnet.

Wenige Autos auf den heimischen Straßen „erschlagen“ einen auf den ersten Blick wie dieser Luxus-Koloss von mehr als fünf Metern Länge und einer Breite von annähernd zwei Metern aus Ingolstadt. Audi bezeichnet den SQ7 als Familienauto. Was als optionaler Siebensitzer auch wohl kein gänzlich falsches Adjektiv ist. Doch alleine auf Grund der monetären Voraussetzungen dürften neun von zehn Familien ausscheiden, wenn es um die Wahl eines Fahrzeugs für Vater, Mutter,, Kinder, evtl. Hund und Gepäck geht. Beim SQ7 tendiert die Gefahr, in den Massenmarkt ab zu driften, jedenfalls gegen Null.

Lange hatte Ingolstadt sein größtes SUV auch mit einem 435 PS starken Turbodiesel, acht „Töpfen“ mit sagenhaften 900 Newtonmetern Drehmoment im Programm. Inzwischen verbaut die VW-Tochter nur noch einen 3.996 cm³ großen V8 Benziner mit Bi-Turbo, (je ein Lader pro Zylinderbank), 507 PS und 770 Nm Spitzendrehmoment. Der sorgt nicht nur für entsprechende Fahrleistungen, sondern auch für betörenden V8-Sound. Der TDI dagegen wurde auf dem Altar der strategischen Konzern-Entscheidung, das Konzept des Selbstzünders nur noch in 2,0 und 3,0 Liter Klassen zu verfolgen, geopfert.

Im Innenraum glänzt der SQ7 nicht nur mit einem ungeheuer großen Raumangebot und einer optionalen dritten Sitzreihe. Die elementaren Bestandteile der luxuriösen Sport- und Assistenzausstattung nebst Sitzen mit allem Komfort auf zu zählen, wurde den Rahmen sprengen, gehört aber auch zum Selbstverständnis eines Preis-Leistungs-Verhältnisses der besonderen Art.

Beim Beladen des riesigen Kofferraums (803 – 1990 Liter) spielt auch die serienmäßig verbaute Luftfederung ʺadaptive air suspension” in einer speziellen Sport-Variante. Sie erlaubt nicht nur eine möglichst sportliche oder komfortable Feder/Dämpfer-Abstimmung, sondern auch eine Absenkung der Karosserie um maximal neun Zentimeter. Die adaptiven Dämpfer sind damit auch „Heinzelmännchen“ beim Beladen. Liegt die Ladekante doch knapp 80 Zentimeter über dem Boden. Womit wir wieder beim Familienauto wären…

Dass die Kolben in ihrem permanenten Auf-und Ab da unten in den acht Brennräumen für mächtig Aufruhr sorgen (müssen), um ein Auto, das schon leer mit fünf Sitzen 2,3 Tonnen auf die Waage bringt, auf 250 km/h zu beschleunigen, überrascht nicht. Dass man davon als Insasse oben aber so gut wie nichts mitbekommt, schon. Und dass man diesen Koloss auch noch auf den Landstraßen hierzuland um die Kurven fliegen lassen kann, umso mehr.

Der „Dampf“ da unten kommt wie aus dem Nichts. Nach der ersten Zündung schüttelt sich der Riese und bläst fortissimo den durch viel Alu „erleichterten“ Corpus zu einem Werk zwischen dunklem Grollen und aggressivem Fauchen. Der SQ7 hat Sportwagen-Qualitäten und das nicht wegen seiner Leistung. Normal gehen 40 Prozent auf die Vorder- und der Rest auf die Hinterachse. Bevor eine der Achsen Traktion verliert, passt das Differential die Lastverteilung auf maximal 70 Prozent an der Vorder- bzw. maximal 85 Prozent an der Hinterachse an. Optional wird die Performance im Verbund mit der Achtgang-Wandlerautomatik mit Sportdifferenzial und Wankstabilisierung gesteuert.

Das alles registriert der Fahrer mit Ruhe und Leichtigkeit im Asphaltgeschlängel. Dass das äußere Rad eine höhere Last trägt und deshalb mehr Grip hat, führt zu spielerischem Einlenken des Audi Top-SUV.. Wir empfehlen für maximalen Fahrspaß die im „Advanced“-Paket für 4.300 Euro enthaltene Allradlenkung. Der Versuch, die Physik zu überlisten, gelingt indes nicht. Viel Masse braucht viel Leistung, um ein Maximum an Vortrieb zu generieren. Womit alle Zahlen, von wem auch immer, über Verbrauchswerte, nur in Verbindung mit dem Fahrstil Aussagekraft besitzen. Wer den SQ7 mit 13 Litern auf 100 Kilometern bewegt, gewinnt weniger an Barem, als er an Fahrspaß verliert. Wir waren, und bereuen es nicht, indes von der „2“ vorn beim Verbrauch nicht weit entfernt.

Technische Daten Audi SQ7 TFSI
Ausführung: 5-sitziges (optional 7-sitziges) SUV
L / B / H: 5,07 / 1,97 / 1,73 Meter.
Radstand: 3,00 Meter
Kofferraum: 803 – 1900 Liter
Motor: V8-Benziner, Bi-Turbo,
Leistung: 507 PS bei 5500 U/min
Getriebe: 8-Stufen-tiptronic
Antrieb: permanenter Allrad
Max. Drehmoment: 770 Nm bei 2000-4000 U/min
Max. Anhängelast: 3 500 kg
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (abgeregelt)
CO2-Emissionen: 276 g/km (Euro 6d
Bereifung: 285/45 R 20
Basispreis: 114.00 € / Testwagenpreis: 137.00 €
Text: Charlys Autos: Fotos: Matthias Elwert / Dennis Weber