Wie oft schon wurden alle möglichen als Golf-Konkurrenten angesehenen Neuerscheinungen gewogen und als zu leicht befunden? Jedenfalls etliche Male. Und: Wie oft schon wurde in jüngster Vergangenheit das Klagelied über den angeschlagenen französischen Importeur Peugeot angestimmt.
Mangelnde Absatzzahlen, die angebliche Apokalypse des PSA-Konzerns. Was wurde nicht alles vorausgesagt? Stattdessen bringen Citroen und Peugeot munter neue Kreationen auf den Markt, die einiges an Ideenreichtum von unseren französischen Nachbarn verkünden. Und jetzt kommt sogar einer, der dem Wolfsburger Alleskönner und Dauerbrenner das Leben richtig schwer machen könnte. Der neue Peugeot 308.
Im Vergleich zur vorherigen Generation ist der neue 308 um bis zu 140 Kilo leichter geworden. Abspecken ist offenbar also derzeit nicht nur beim fahrenden Personal gefragt. Da man schon einmal beim Minimieren war, ist man bei Peugeot nicht beim Gewicht stehen geblieben. Es wurde auch an den Ausmaßen gespart. Mit 4,25 Metern Länge fehlen gegenüber dem Vorgänger auch hier drei Zentimeter. Zudem hat er schon vor dem Marktstart am 21. September eine „aufs Dach“ bekommen. Denn der neue Peugeot 308, der zunächst nur als Schrägheck-Modell erhältlich ist, wurde auch um fünf Zentimeter in der Höhe gekappt. Das tut ihm recht gut, er hat Einiges von seiner Kompaktheit verloren, die mancher Betrachter auch als ein wenig klobig empfunden hat.
Alle diese „Schrumpf-Maßnahmen“ besagen jetzt aber beileibe nicht, dass Peugeot den verlorenen Platz im Fahrzeug nicht facettenreich ausnützen würde. Das gilt zum einen für den Kofferraum von 4,70 Metern. Zumindest gibt der Hersteller das Gepäckabteil in diesen Ausmaßen an. Dennoch haben Fahrer und Beifahrer jede Menge Platz und auch die Passanten in der zweiten Reihe können nicht murren.
Trotz „eingedampften“ Kilos und Zentimetern hat man dem Neuen zumindest sein „Gesicht“ belassen: Die Frontpartie ist ein „echter Löwe“: Das zwischen zwei Design-Elementen angeordnete Firmen-Signé in der Motorhaube weist den 308 als Peugeot im Sinne der neuen Markenidentität aus. Auch der mit viel Chrom applizierte Kühlergrill gehört in die bekannte französische Formen und Firmensprache.
Im Interieur fällt ein zehn Zentimeter großer Bildschirm ins Auge. Das Armaturenbrett macht einen „aufgeräumten“ Eindruck. Es wurde an (zuvor überflüssigen?) Bedienelementen gespart. Das suggeriert auch den Eindruck größeren Raums, den es in Wirklichkeit eigentlich gar nicht gibt. Alles wurde mit viel Liebe zum Detail appliziert und ausgearbeitet. Zu erwarten war, dass auch der neue 308 wie die „kleinere Schwester“ 208 das tiefer stehende Lenkrad erhalten hat. Jetzt blickt man über dessen Kranz hinweg anstatt dadurch. Was weniger vom Blick auf die Straße ablenken soll. Marketinggag oder mehr? Wir können uns nicht entscheiden.
Das Motoren-Angebot lehnt sich an Bekanntes an: Wirklich neu ist nur das Dreizylinder-Basistriebwerk mit 1,2 Liter Hubraum und 82 PS. Der Einstiegspreis mit diesem Aggregat liegt bei 16.450 Euro. Das sind 600 Euro weniger als beim vergleichbaren Vorgänger. Weitere Kraftquellen sind die aus der BMW-Kooperation bekannten Ottomotoren mit 1,6 Liter Hubraum und 125, bzw. 155 PS.
Komplettiert wird das Angebot durch zwei Selbstzünder: Beide sind ebenfalls 1,6 Liter groß und weisen 92, bzw. 115 PS auf. Der leistungsstärkste Diesel schließt auch die Preisspirale des neuen Peugeot 308 ab. Diese liegt bei 24.600 Euro in der höchsten Ausstattungsstufe „Allure“. Neue Motoren soll es 2014 geben. Diese erfüllen dann auch die Abgasnorm Euro 6. Dabei soll es nicht bleiben. Denn im kommenden Jahr will Peugeot seinen französischen Golf-Konkurrenten auch als Kombi auf den Markt bringen. Das, was bis jetzt zu sehen ist, macht Lust auf mehr und weckt das Interesse an der zusätzlichen Karosserie-Variante.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun